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Im Mai findet in Berlin erneut the one and only Pictoplasma statt. Und das zum 20. Mal! Hier erzählen deren Macher Lars Denicke und Peter Thaler, wie das Character Design Festival einst ohne WiFi und im Café Moskau begann, was ihre Highlights waren – und warum jetzt erstmals jeder dabei sein kann.
Vom 1. bis 5. Mai ist es wieder so weit. Das Character Design und Art Festival Pictoplasma findet im silent green in Berlin statt.
Mit aufregenden Artists wie dem Animationskünstler Joe Bennett aus Los Angeles (»Scavengers Reign«), der britischen Illustratorin Hattie Stewart (hier im PAGE Interview), mit Bora Murmure, deren magische, queere und aktivistische Welten sich durch die unterschiedlichen Genres ziehen (Abb. oben), dem 3D-Artist und Regisseur Joseph Melhuish oder dem mexikanischen Künstler:innen-Duo Los Calladitos, die in ihren Murals von imaginären und von realen Menschen erzählen.
Sie gehören zu den zwanzig Artists, die ihr Werk, ihre Ideen und Strategien teilen, ihren Prozess, ihre Inspirationen und Arbeitsmethoden. Und das ist erstmals auch in einem Livestream zu sehen.
In vier Gruppenaustellungen an legendären Berliner Orten wie dem Verwalterhaus oder dem neurotitan werden während der Pictoplasma ihre Arbeiten zu sehen sein, dazu gibt es in täglichen Screenings die neuesten Animationen samt Q&A mit den Regisseur:innen, Panels und Diskussionen – und jeden Abend ein Fest in Institutionen wie dem ACUD. Und dazu wird Bora Murmure im silent green ein Konzert geben.
Wie immer wird die Pictoplasma ein großartiger Ort sein, um in die Community einzutauchen, sich kennenzulernen, gemeinsam zu basteln, zu zeichnen und diskutieren.
Um am letzten Festivaltag, dem 5. Mai, öffnet sich das silent green dann für den Open Sunday & Character Market, zu dem jeder der Pictoplasma-Teilnehmenden eingeladen ist, die eigenen Arbeiten anzubieten.
20 Jahre Pictoplasma, hättet ihr das gedacht, als ihr gestartet seid?
Lars Denicke & Peter Thaler: Die erste Pictoplasma Conference 2004 war gar nicht als Serie angedacht. Wir hatten zuvor mit der Website und den ersten Veröffentlichungen einen Nerv der Zeit getroffen. Die Response war ziemlich groß und es war auch von Anfang an international. Wir hatten in aller Welt Kontakte zu Designer:innen, die Characters machten. Es fühlte sich wie eine sehr große Community an. Schon im ersten Pictoplasma Buch, das 2001 erschien, war eine Weltkarte abgedruckt, auf der beispielhaft einige der Künstler:innen, die im Buch vorkamen, markiert waren. Das war der Spirit. Da war es ein logischer Schritt, dem auch einen Ort, eine Manifestation geben zu wollen.
Und Künstler:innen einzuladen?
Wir wollten ein paar der herausstechenden Protagonist:innen auf die Bühne stellen und ihnen Zeit geben, über ihre Arbeit zu sprechen. Es war wirklich sehr einfach gedacht. Zu unserer Überraschung war die Konferenz sechs Wochen vor Start ausverkauft. Es kamen 500 Leute aus der ganzen Welt ins Kino International und ins Café Moskau, in dem damals noch der WMF Club war. Wir hatten kein WiFi, im Workshop nähten die Teilnehmer:innen Puppen oder remixten die von anderen, es gab eine große VJ Party im Palast der Republik und es fühlte sich alles unglaublich aufregend, groß und doch familiär an. Es war ein berauschendes Neo-Hippie-Gefühl. Ein Jahr später machten wir dann relativ spontan eine kleine Ausgabe im Babylon und nannten sie Pictoplasma Animation Festival und daraus wurde dann die jährliche Nummer.
Wenn ihr zurückblickt, was waren eure Highlights bisher?
2006 nahmen wir die Character Designs von einigen Künstler:innen, gaben sie weiter an Kostümbildnerinnen und die tollen Ergebnisse hatten dann Tanzunterricht bei Mitgliedern von Sasha Waltz und Constanza Macras. Da wurde es irgendwie viel weiter, umfassender. 2008 gingen wir dann mit der Konferenz nach Argentinien und nach New York, wo sich auch eine jährliche Ausgabe etabliert hat. 2015 waren wir erstmals im silent green, das ja dann zu unserem Zuhause geworden ist. Das fühlt sich heute ein wenig wie Ankommen an. Und 2020 mit der Pandemie war die Beschleunigung der Ereignisse, die die Veranstaltung unmöglich machten, und dann das Streaming mit 20.000 Viewers sicher etwas, das wir nicht vergessen werden.
Vieles hat sich für die Branche verändert. Auf der Pictoplasma 2023 lagen Sticker, auf denen es hieß: »I draw better than AI« und es gab gleich mehrere Diskussionen zum Thema. Was ist die Chance, was die Tragik?
Die Chance ist sicher, dass Gestalter:innen Prozesse automatisieren und Entwürfe leichter ausprobieren können. Die Tragik ist, dass, wie bei vielen technischen Neuerungen, künstlerische Originalität mit dem Medium verwechselt wird. Es geht weiterhin um die Idee, die Haltung und den einfachen Entwurf, der erst einmal mit einem Bleistift gezeichnet werden kann. Nur weil KI schnell Stimmungen als fertig aussehende Bilder hervorbringt, ist das nicht mehr wert als die einfache Skizze. Es ist eher ein Tool zur Visualisierung. Wenn die KI wirklich etwas herstellen kann, das uns als Menschen berührt, und das dann als Flut über uns kommt – wer soll sich das denn überhaupt noch angucken?
Am 1. Mai ist es wieder soweit, die 20. Pictoplasma beginnt und wir freuen uns sehr. Wie wird gefeiert?
Erst einmal ist alles wie jedes Jahr – wir freuen uns auf 20 Vorträge von neuen Künstler:innen, 80 Kurzfilme, die Filmemacher:innen, die Ausstellungen, den Markt am abschließenden Besucher:innentag. Es ist immer schwer, einzelne herauszustellen, aber der japanische Künstler En Iwamura, der in einer der alten Töpfer-Städten in Japan arbeitet, ist sicher ein Highlight. Oder Joe Bennett, dessen HBO Serie »Scavengers Reign« für viele zu den besten auch nicht animierten Serien des Jahres 2023 zählen. Und dann die Digital- und Performance-Künstlerin BORA MURMURE, die den digitalen und den realen Raum innovativ überblendet. Von ihr wird es auch ein Konzert geben.
Wir wollen am Puls der Zeit bleiben, keine Nabelschau oder Rückschau veranstalten. Dennoch beleuchten wir für diese Ausgabe den Gedanken des Archivs, denn als Character Archives startete die Website 2000. Wir haben also versucht, so viele der Image Files, die uns in den 20+ Jahren erreicht haben, zusammenzutragen und machen dieses Archiv von 30.000 Bildern zugänglich.
Und wie startet ihr in die nächsten 20 Jahre?
Wir wollen mehr auf Tour gehen und kleinere Pictoplasma-Ausgaben in vielen Städten veranstalten. Unsere neue Website home.pictoplasma.com entwickelt sich dafür zur lebendigen Community Plattform: Die User können hier selbst ihre Arbeiten teilen und miteinander in Kontakt treten; wir streamen alle Veranstaltungen und stellen ein großes VoD Archiv mit allen Talks zur Verfügung. Dadurch wird es in Zukunft interessant, lokale Ausgaben zu machen, die die Szenen in Kopenhagen, São Paulo oder Mumbai vernetzen und ihnen auf der Plattform globale Sichtbarkeit geben.
Pictoplasma Conference Berlin, 1.-5. Mai 2024, 21. März PictoPRO online Event
Source: PAGE online | 18 Mar 2024 | 7:35 am CET
Inspiriert von finnischen Nummernschildern zeichnet sich die neue Schriftfamilie der Foundry TypeMates durch seltsame Ziffern und tiefe Ink-Traps aus.
Auf den ersten Blick wirkt Piet, die es in den Varianten Sans und Mono gibt, ein bisschen bürokratisch, doch bei näherem Hinsehen zeigt sich, dass TypeMate Nils Thomsen das Nützliche mit dem Skurrilen, das Steife mit dem Lebendigen verbunden hat.
Piet ist weder schön noch raffiniert – aber unverwechselbar. Ihr Stil ist praktisch und nahezu unzerstörbar. Mit klobigen Formen und kaum optischen Korrekturen ist Piet funktional, visuell unausgewogen und schmal.
Wem die MONO zu steif wirkt, kann mit der Sans einen Gang höher schalten. Sie ist in ihren Proportionen verfeinert und mit weicheren Formen ausgestattet, um eine bessere Lesbarkeit zu erreichen.
Die Kursiven der MONO und der Sans könnten kaum unterschiedlicher sein. Während die kursiven Schnitte der Sans einfach nur gekippt sind, werden die kursiven Buchstaben der MONO weicher – sogar in x, w und z. Bei den gedrehten Formen fallen die Versalien ins Auge, denn ihr Festhalten an der Grundlinie führt zu einer rauen Spannung, die vor allem bei den Buchstaben E, L und Z deutlich wird.
Egal, ob Leitsystem für den Polarkreis, minimalistische Verpackung eines Naturjoghurts oder markdown-formatiere Dokumente – Piet fühlt sich in der Welt des Ungewöhnlichen zu Hause.
Piet Sans und MONO verfügen über je acht Schnitte: Thin, Light, Regular und Bold plus Italics. Mit tiefgestellten Ziffern, Brüchen, Tabellen- sowie proportionalen Ziffern, lokalisierten Formen und stilistischen Alternativen bietet Piet alle OpenType-Features, die man für anspruchsvolle Typografie braucht..
Einzelschnitte kosten 50 Euro, die komplette Piet Sans oder die komplette Piet MONO gibt es bis zum 15. April zum um 50 Prozent reduzierten Einführungspreis. Die Familien kosten bis dahin jeweils 130 Euro. Beide Familien zusammen gibt es für gut 180 Euro. Variable Fonts sind ebenfalls erhältlich. Wie immer bei TypeMates gibt es kostenlose Demofonts.
Finnische Nummernschilder lieferten die Inspiration zut Piet.
Nils Thomsen ist Mitbegründer der TypeMates. Seit seiner Kindheit beschäftigt er sich mit Graffiti. So entstand seine Faszination für Buchstaben und Schriftarten. Das daraus entwickelte Interesse führte ihn zu einem erfolgreichen Abschluss an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel und dem Master Studium Type and Media an der Königlichen Akademie der bildenden Künste in Den Haag. Im Büro von Johannes Erler in Hamburg war Nils maßgeblich an der Entwicklung der neuen Corporate-Schrift für das Redesign der Süddeutschen Zeitung beteiligt.
Bild: Timo Wilke
Source: PAGE online | 18 Mar 2024 | 7:30 am CET
90 Prozent aller deutschen Verbraucher:innen halten Vielfalt und Integration laut einer Studie* von Integral Ad Science für wichtig. Warum Markenverantwortliche diesen Aspekt schon bei der Gestaltung auf der Uhr haben sollten und wie das geht, erklärt Julia Kühne von Gold & Wirtschaftswunder in einem Gastbeitrag.
Die Welt im 21. Jahrhundert ist multikulturell und vielfältig – Menschen mit (körperlichen) Einschränkungen sollen und wollen als potenzielle Zielgruppe adressiert werden. Behörden sind darüber hinaus verpflichtet, ihre Webangebote barrierefrei zu gestalten. Ebenso wie Unternehmen mit bestimmten Waren- und Dienstleistungen. Auch das Grundgesetz sowie die UN-Behindertenkonvention sorgen für Teilhabe. Jenseits gesetzlicher Rahmen ist es jedoch auch eine ganz banal geschäftliche Entscheidung, Kommunikation so zu gestalten, dass möglichst viele Menschen erreicht werden. Denn wer nicht inklusiv kommuniziert, lässt Marktanteile liegen – so einfach ist das. Doch natürlich weiß jeder Marketer: nicht alle können zu jeder Zeit eingebunden sein. Das uralte Gesetz gilt auch hier: was ist das Kommunikationsziel und wer genau die Zielgruppe?
Für einige Menschen ist es extrem wichtig, dass eine kommunikative Maßnahme nicht nur gut lesbar, sondern inhaltlich klar und reduziert ist. Dabei geht es nicht um die Einhaltung von DIN-Normen, sondern darum, verschiedene Gestaltungslösungen mit unterschiedlichen Zielgruppen zu testen und Proband:innen aktiv in die Erarbeitung mit einzubeziehen. Ein Beispiel: Ich habe im Rahmen meiner Lehrtätigkeit einen Workshop an der HFG Gmünd zu diesem Thema angeboten. Es ging um einfache Vorgänge und Formulare für eine Arbeitsstätte für Menschen mit Autismus-Spektrums-Störung. Nach dem Feedback der Test-Zielgruppe war klar: einige gestalterische Lösungen, die sich aus der Anwendung von DIN-Normen ergeben hatten, mussten wir komplett überarbeiten.
Für jedes dieser Szenarien stehen im Design unterschiedliche gestalterische Werkzeuge zur Verfügung. Für einen Auftrag in unserer Agentur Gold & Wirtschaftswunder – ein Erscheinungsbild für eine Stiftung für Menschen mit Sehbehinderung – hat eine genaue Zielgruppendefinition zum Start den Erfolg gebracht: Für wen genau muss barrierefrei gestaltet werden? Welches Medium passt zu welcher Zielgruppe? Im Corporate Design gibt es etwa neben den Farben, die einen barrierefreien Kontrast ermöglichen, eine Farbpalette, die bewusst auf Barrierefreiheit verzichtet; im Rahmen dieses Projekts war klar, dass manche Kommunikationsmittel für eine vollsehende Zielgruppe (z.B. Spender:innen, Angehörige) gestaltet sind und es hier weniger um Information und viel mehr um Image geht. In diesem Bereich ist der Spielraum für die Gestaltung entsprechend größer und der Aspekt Barrierefreiheit kann zurücktreten. Es ist daher sinnvoll, im Vorfeld genau zu erarbeiten, wer wo welche Information sucht bzw. benötigt.
Ein wichtiger Touchpoint zwischen Unternehmen oder Organisationen und der jeweiligen Zielgruppe ist die Website. Da es allerdings für die Benutzung der Webseite schon unterschiedlichste Hilfsmittel gibt, wie etwa Sprachein- und -ausgabe, Vergrößerungssysteme oder spezielle Eingabegeräte, muss die Nutzung stets auch in diesem Kontext gesehen werden. Zudem gibt es unterschiedliche Einschränkungen: was für den einen eine große Hilfe ist, kann für die andere überhaupt keinen Effekt haben. Standards, die sich für die Gestaltung aus DIN-Normen heraus ergeben, sind deshalb häufig nur teilweise hilfreich: Sie bilden immer nur den kleinstmöglichen Nenner ab – weshalb die Zusammenarbeit mit Fokusgruppen und die klare Ausrichtung auf das Kommunikationsziel unerlässlich sind.
Es gibt aber viele hilfreiche Leitfäden, die man zumindest im ersten Schritt gut zur Anwendung bringen kann. Hier ein paar Beispiele:
In der praktischen Arbeit haben sich folgende Prinzipien bewährt:
Als Gestalterin ist mir natürlich extrem wichtig, dass es schlussendlich immer auch um ein ästhetisches Erlebnis geht, das trotz aller Normen und Einschränkungen visuell angenehm ist. Form und Funktion stehen eben nicht in einer Hierarchie, die Form muss nicht der Funktion folgen, sie hat selbst Funktion.
Aber wer sagt mir, dass meine Umsetzung ihr Ziel erreicht hat? Zumindest für barrierefreie Webseiten gibt Google eine klare Richtschnur vor: Barrierefreie Webseiten werden von Suchmaschinen belohnt, denn die Nutzerfreundlichkeit ist hier ein wichtiger Rankingfaktor. Und für eine genauere Bewertung der Umsetzung ist dann natürlich auch hier wieder die Fokusgruppe relevant: sie gibt konkretes Feedback und hilft ggf., an der ein oder anderen Stelle nochmals zu justieren.
Es ist natürlich nicht nur aufgrund der Gesetzeslage ratsam, sich mit dem Thema Inklusion zu beschäftigen – s.o. Auch ist es die ureigene Aufgabe des Designs, möglichst Vielen dazu zu verhelfen, Zugang zu Information zu erhalten. Barrierefreies Gestalten kann aber auch ein Innovationstreiber sein, aber auch völlig neue Möglichkeiten des Ausdrucks für Gestalter:innen hervorbringen. Wer also schon früh im Design-Prozess überlegt, wer genau die Zielgruppe ist, seine Kommunikationsziele klar definiert, die ganze Medienpalette zum Einsatz bringt und während des gesamten Gestaltungsprozesses testet, wird nicht nur Chancen und neue Betätigungsfelder fürs Design erkennen, sondern sichert sich darüber hinaus die Sympathie seiner Kundschaft. Und die beeinflusst das Kaufverhalten. So einfach ist das.
Julia Kühne ist Creative Director und gemeinsam mit Christian Schiller Geschäftsführerin der Agentur Gold & Wirtschaftswunder in Stuttgart. Darüber hinaus ist sie seit 2012 Professorin an der Hochschule Mainz im Fachbereich Gestaltung. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf medienübergreifender Designkonzeption. Julia Kühne ist Mitglied im ADC (Art Directors Club Deutschland) und DDC (Deutscher Design Club).
Dieser Beitrag ist erstmals am 13. März 2024 erschienen.
Source: PAGE online | 18 Mar 2024 | 5:29 am CET
PAGE gefällt …: Illustrationen von Julian Litschko aus Hamburg, der in umwerfenden Farben und mitreißender Geometrie von Nudeln und dem Leben auf dem Mond erzählt, von Revolutionen und Manspreading – und das für ZEIT- oder Süddeutsche und in eigenen Büchern.
Name Julian Litschko
Location Hamburg
Web julianlitschko.de
Instagram @JulianLitschko
Start Ich habe Kommunikationsdesign an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel studiert. Nach dem Bachelor habe ich einige Erfahrungen in Agenturen gesammelt. Vor allem bei Pixelgarten in Frankfurt fand ich viel Inspiration und Zugang für das Grafische, was ich heute für meine Arbeit nutze. Danach bin ich zurück nach Kiel und habe meinen Master in Illustration abgeschlossen. Seit 2019 bin ich freischaffender Illustrator.
Mein erstes Buch »Die Lokomotive und der Prellbock« wurde 2018 bei der Büchergilde Gutenberg veröffentlicht und 2019 von der Stiftung Buchkunst für den Wettbewerb die 25 schönsten Bücher Deutschlands ausgewählt. Es ist eine Fabel von Hermann Harry Schmitz, die sich um das Setzen und Anerkennen von Grenzen handelt.
Dieses Jahr erscheint ein neues Buch »Die große Revolution: Ein Mondroman« bei der Favoritenpresse. Es ist ein pazifistischer Roman von Paul Scheerbart, wobei es sich um eine Gruppe von Mondmenschen handelt, die auf dem Mond mit riesigen Teleskopen die Erde und deren Bewohner:innen beobachtet. Sie sind völlig entsetzt, dass die Erdmenschen sich gegenseitig abschlachten, Kriege führen und tote Lebewesen in sich hineinstopfen. Eine Wette der Mondbevölkerung soll entscheiden, ob es sich weiterhin lohnt, sich mit der Erde zu beschäftigen oder ob die Menschheit hoffnungslos verloren ist.
Stil Geometrisch, abstrakt, flächig, bunt, plakativ. Ich versuche eine Mischung aus süß und salzig. Eine morbide Bildidee oder ein ernster Text, der mit den naiven Illustrationen bricht.
Lieblingsmotive alles Fantastische, Roboter, Fabelwesen
Technik Ich bin kein klassischer Zeichner und mache keine Skizzen. Meine Vektorgrafiken entstehen am Touchpad mit Illustrator und InDesign. Es dreht sich um Komposition und das Herunterbrechen auf das Wesentliche.
Inspiration Filme, Anime, Instagram, alte Kinderbücher
Kunden Favoritenpresse, Büchergilde Gutenberg, Süddeutsche Zeitung, ZEITmagazin, ZEITStudienführer, Good Impact Magazin, Bayerische Staatsoper, Waterkant Festival, Elbblickmagazin, Anders Handeln Magazin, der Freitag
Agent:in kein:e
Source: PAGE online | 15 Mar 2024 | 7:35 am CET
Inhouse und verspielt: Das Zahlungsnetzwerk Klarna mit mehr als 150 Millionen aktiven Nutzer:innen weltweit, positioniert sich als Plattform für Zahlungen und Shopping – und kommt im Alltag an.
Bild: Copyright Christoffer Dalkarls, All rights RDMehr als 500.000 Händler, darunter H&M, Sephora, IKEA und Airbnb, setzen auf das KI-gestützte Zahlungsnetzwerk Klarna, das täglich zwei Millionen Transaktionen durchführt.
Inhouse hat Klarna jetzt ein Refresh seiner Markenidentität durchgeführt, das nicht mehr so stark auf fantasievolle Welten, sondern viel mehr auf die Realität setzt. Auf Begehrlichkeiten, Dackel und Dalmatiner, High Heels und zarte Farben. Die Shopping-Welt scheint immer noch weiblich.
Nicht mehr zur Zahlungsnetzwerk, sondern »Plattform für Zahlungen und Shopping«, möchte Klarna jetzt sein, eine Marke, »um einzukaufen, zu bezahlen und täglich smarte Kaufentscheidungen zu treffen«.
»The smart Way to Shop and Pay« heißt es jetzt, »Shop your world«, »Hello. Good Buy« oder »Split Your Spend« und Klarna möchte stärker Teil des Einkaufsprozesses selbst werden, auswählen, beraten und unterstützen, die Suche nach Schnäppchen begleiten und das Zahlen in Raten. Täglich smarte Kaufentscheidungen zu treffen nennt Klarna das.
Deswegen positioniert Klarna sich jetzt ganz in der Gegenwart. Das Klarna-Pink ist geblieben, bestimmt nicht nur das Logo, sondern zieht sich durch das Erscheinungsbild.
Und immer noch weht auch jede Menge Licht durch die Gestaltung, sind die Farben hell, der Weißraum großzügig. Auch wenn pudrige Flieder- und Taubenblau-Töne hinzugefügt wurden.
Pink und Weiß stechen auf schwarzem Hintergrund hervor und alles wird das von einer Schrift begleitet, bei der einzelne Buchstaben dezent aus der Reihe tanzen.
Vertraut und real soll sich das neue Erscheinungsbild anfühlen und »einen Hauch von Magie in alltägliche Momente bringen«.
»Wir haben unsere Tonalität und unsere visuelle Identität gleichzeitig entwickelt und uns dabei von denselben kreativen Prinzipien leiten lassen – so dass beide ein Gefühl von unkonventionellem Optimismus vermitteln«, sagt Flo Wales Bonner, Copy and Storytelling Director bei Klarna. »Vor allem in puncto Tonalität war es wichtig, direkt zu sein – das ist es, was die Menschen brauchen, wenn es um Geldangelegenheiten geht. Dies wird durch einen spielerischen, selbstbewussten Humor ausgeglichen, der das Erlebnis aufwertet und das Gefühl vermittelt, dass es zugleich smart und unterhaltsam ist.«
Bild: MM Resources GmbH, Switzerland
Bild: Copyright Christoffer Dalkarls, All rights RD
Source: PAGE online | 15 Mar 2024 | 7:30 am CET
Im Rahmen eines Onlineworkshops für ukrainische Schriftenthusiasten, der die Beschriftung der U-Bahn in Kiew zum Thema hatte, entstanden die Kyiv Metro Fonts.
Wie schon im Zweiten Weltkrieg wurde die Kiewer Metro im Jahr 2022 erneut zum Luftschutzkeller für die Bewohner der Stadt. Diese traurige Tatsache ist ein weiterer wichtiger Meilenstein in der reichen Geschichte der vor sechs Jahrzehnten erbauten Metro, die 2016 täglich 1,32 Millionen Fahrgäste beförderte und eine der schönsten von Menschenhand geschaffenen Anlagen in der Ukraine ist.
»Als Teil der Bahnhofsarchitektur erzählen uns die Buchstaben der Kiewer Metro viel über ihre Geschichte,« sagt der Ukrainer Yevgen Anfalov, der in Hannover ein Gestaltungsbüro und die Kyiv Type Foundry betreibt. »Es ist ein Buch, das man in viele Richtungen lesen kann. Beim Verlassen der einzelnen Stationen lassen sich ganz unterschiedliche Schriftzüge entdecken.«
Im Sommer-Workshop 2023, den Yevgen Anfalov zusammen mit Oles Gergun veranstaltete, schufen die Teilnehmenden innerhalb einer Woche eine Basis, die sie dann zu fertigen Schriften ausbauten. Fünf davon haben Yevgen Anfalov und Oles Gergun ausgewählt und sorgfältig bearbeitet. Ergebnis ist die Schriftfamilie Kyiv Metro Fonts mit den fünf Mitgliedern Roman, Blueline, Sport, Botanical und Xarkiv.
Kyiv Metro Roman, Blueline, Botanical, Sport und Xarkiv (von links).
Kyiv Metro Sport
Außerdem interviewte Yevgen Anfalov den Metro-Historiker Oleg Totsky. Seine Antworten erschließen den Kontext, in dem die Kiewer Metro-Buchstaben entstanden sind, und ergänzen die vorgestellten Schriften entsprechend.
Anschauen, ausprobieren und lizensieren lassen sich die Fonts auf der Website der Kyiv Type Foundry. Für Ukrainer ist KTF-Metro kostenlos. Für alle anderen sagt Yevgen Anfalov: »Da sich die Ukraine immer noch im Ausnahmezustand befindet, möchten wir Sie um eine Spende über PayPal bitten. Wir werden das Geld an Menschen verteilen, die es nötig haben und im Laufe des Jahres berichten, wofür wir es verwendet haben.«
Kyiv Metro Sport
Kyiv Metro Roman
Source: PAGE online | 15 Mar 2024 | 6:30 am CET
Typostarke Arbeiten, expressiv und abenteuerlustig – und eine große Freude: Eine internationale Jury hat über die 100 besten Plakate entschieden. Hier alle Facts und unsere Favoriten.
Die finale Jurysitzung fand am 1. März 2024 an der Universität der Künste (UdK) in Berlin statt, jetzt stehen die 100 besten Plakate 23 fest.
667 Einreichende haben mit insgesamt 2.333 Plakaten an dem Wettbewerb teilgenommen. Es wurden 1.184 Einzelplakate und 334 Serien mit 1.149 Plakaten aus Deutschland, der Schweiz und Österreich eingesandt.
Die Jury, die schließlich über die 100 besten Plakate 23 entschied, ist international – und hochkarätig.
Zu ihr gehören Sandra Doeller, die in ihrem Frankfurter Studio für visuelle Kommunikation auf Plakat-, Buch- und Ausstellungsgestaltung spezialisiert ist, Isabelle Mauchle aus Luzern, preisgekrönte Grafikdesignerin, die auch als Szenografin und Kostümdesignerin arbeitet, Flávia Nalon, die erst in São Paulo ein Architekturstudium abschloss, bevor sie jetzt in Hamburg »mit Schrift und Herz gestaltet«. Der Wiener Grafikdesigner Tobias Schererbauer ist gleichzeitig auch Teil des Design & Animation Studio LWZ während der Jury-Vorsitzender Toan Vu-Huu, deutscher Grafikdesigner und Art Director mit Wohnsitz Paris ist und Teil des Studios baldinger•vu-huu, das die umwerfende Identity für Chaumont, die Stadt des Grafikdesigns, gestaltete.
Nach einem ersten Online-Voting lagen der Jury zur finalen Sitzung schließlich 619 Plakate vor, davon 245 Einzelplakate und 103 Serien mit 374 Plakaten von insgesamt 219 Einreichenden.
Die meisten Gewinner-Plakate und Plakatserien stammen mit 51 in diesem Jahr aus der Schweiz, 45 aus Deutschland und 4 aus Österreich.
Insgesamt handelt es sich um 82 Auftragsarbeiten, 5 Eigenaufträge und 13 studentische Projektaufträge.
Auffällig ist, wie Typostark sie sind – und auch, wie vielfältig und expressiv mit dem Bildraum umgegangen wird.
»Es ist ein bisschen wie bei einer guten Pizza: Sugo lecker, Boden knusprig, alles passt. Einige Plakate hatten eben einfach noch das gewisse Extra mit der Olive obendrauf. Diese zu picken war dann während zwei Jurytagen unsere Aufgabe. Einige Arbeiten fanden relativ schnell ihren Platz in der Endauswahl«, sagt Jury-Mitglied Isabelle Mauchle. »Es gab auch die von Tobi so treffend als „grower“ bezeichneten Plakate. Diese konnten anfänglich vielleicht nicht sofort überzeugen, wiesen jedoch durch längeres und wiederholtes Betrachten subtile Nuancen und tiefere Ebenen auf. Die von uns getroffene Auswahl der 100 Besten Plakate 2023 repräsentiert ein herausragendes Plakatschaffen, zu welchem über die Zahl 100 hinaus noch viele Arbeiten mehr gehören. Die große Qualität dieses Wettbewerbs liegt in der Betonung der Vielfalt. Und was die Ausstellung der 100 Besten definitiv kann, ist Lust zu machen. Lust auf Gestaltung, Lust auf Versuche und ganz allgemein Lust auf Pizza. Mit oder ohne Oliven.«
Dass eine Jury immer nur so gut wie ihre Zusammenstellung ist, sagt Jury-Mitglied Tobias Schererbauer. Dass sie in ihren gestalterischen Persönlichkeiten sehr unterschiedlich seien, in den Sitzungen aber vereint. »Gemeinsam sind wir durch das streikende Berlin geschlittert und durch die Gänge des Medienhauses an der UdK an zahlreichen Plakaten vorbeigeschritten. Die Plakate haben wir uns in allen möglichen Lagen angesehen – liegend, hängend, projiziert und vorbeigetragen. Wir haben aufgepasst, dass niemand auch nur über ein Plakat fliegt. Wir haben gemeinsam diskutiert, entschlüsselt und die Sorgfalt und Qualität der Gestaltung bewundert.«
Demnächst sind die Gewinner-Plakate auch live zu sehen. Am 13. Juni 2024 eröffnet die Auftaktausstellung im Kulturforum, Staatliche Museen zu Berlin. Es folgt eine Tour durch Deutschland, Österreich und der Schweiz, es wird eine Station in Korea und an weiteren Orten geben.
Zudem wird zur Ausstellung erneut das Jahrbuch 100 beste Plakate 23 in Zusammenarbeit mit Slanted Publishers herausgegeben, diesmal vom Wiener Studio Es gestaltet.
Source: PAGE online | 14 Mar 2024 | 7:36 am CET
&why bringen einer jungen Zielgruppe historische Fakten rund um den Holocaust mit Storytelling und viel Feingefühl nahe#lastseen begann als Forschungsprojekt zum Holocaust und deckte zahllose verlorene Archivmaterialien, Fotos, Militärberichte und Schriftstücke auf, die heute auf atlas.lastseen.org einsehbar sind.
Doch wie bringt man die neuen Funde im Geschichtsunterricht unter? Oder motiviert Kinder und Jugendliche dazu, sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen?
Das Team von #lastseen tat sich dazu mit der Digitalagentur &why aus München zusammen und schuf ein Lern-Spiel, in dem die Nutzer:innen selbst zu investigativen Journalist:innen werden.
Das webbasierte Game #lastseen setzt stark auf Storytelling und die Neugier der Nutzer:innen. Ein kurzes Video-Intro eröffnet die Geschichte, in der Nutzer:innen als Bloggerin vorgestellt werden, die über Bekannte einen Hinweis für eine Geschichte erhält.
Die Recherche findet dann komplett in einem dreidimensional erkundbaren Dachboden statt, in dem verschiedenste Hinweise auf eine Deportation versteckt sind.
Indem man die eigenen Beobachtungen zu den Funden notiert, kann man Schlüsselworte entdecken, aus denen sich später ein Blogbeitrag zusammensetzt. Da die Nutzer:innen aber nicht wissen, wie viele Schlüsselworte zu dem jeweiligen Objekt gehören, können sie sich ganz auf ihre eigene Analyse konzentrieren.
Die gesammelten Funde kann man in einer eigenen Toolbar immer im Überblick behalten, Notizen machen und verschiedene Quellen kombinieren, um schließlich den historischen Hergang zu rekonstruieren.
Die Spieldauer der Nutzer:innen variiert seit dem Launch von 25 Minuten bis zu einer Stunde – eine beeindruckende Zeit, wenn man bedenkt, wie kurz mittlerweile unsere Aufmerksamkeitsspanne für komplexe Informationen geworden ist.
Das Spiel ist vor allem deshalb ein Erfolg, weil &why sich nicht nur damit auseinandergesetzt hat, wie junge Zielgruppen heute Informationen konsumieren, sondern bereits im Design mit Schüler:innen aus München zusammenarbeitete.
Diese konnten zunächst auf Papier, später in Live-Prototypen ihre Ideen einfließen lassen und Feedback geben. So entstand ein Serious Game, das nicht nur wunderbar den Entdeckungs-Geist der Nutzer:innen anfacht, sondern auch ästhetisch und inhaltlich begeistert.
Source: PAGE online | 14 Mar 2024 | 7:30 am CET
Letzte Woche versammelte sich die Branche in Hamburg um über Designwirtschaft, Politik und Community zu diskutieren. Wir waren vor Ort!
Zwei Tage lang ging es im Hamburger Kampnagel nur um Design – und das von allen Perspektiven beleuchtet. Ihr habt es nicht nach Hamburg geschafft? Kein Problem – hier sind unsere Top-Learnings aus Impulsvorträgen, Panels und Begegnungen beim Kaffee.
Beim Summit trafen wir auf einige spannende Köpfe der Kreativbranche. Darunter KombinatRotweiß-Inhaberin Svetlana Jakel, den Künstler Roman Lipski und GWA-Präsidentin Larissa Pohl.
Hinzu kamen einige Vertreter:innen aus der Kultur- und Kreativpolitik. Die ersten Reden und Vorträge am Donnerstag hielten der Hamburger Kultursenator Carsten Brosda und Staatssekretär Michael Kellner.
Das Thema des Summits war Kreativwirtschaft – natürlich darf da generative KI nicht fehlen. Besonders am Donnerstag beschäftigten sich einige Panels und Vorträge mit künstlicher Intelligenz.
Besonders einprägsam formuliert es der Künstler Roman Lipski, der gemeinsam mit der Agentur Birds on Mars bereits seit 2016 ein eigenes KI-Modell trainiert: »Für KI muss man ein vorbereiter Geist sein.«
Er sprach damit etwas aus, das einige Kreative auf dem Summit schwer beschäftigte: die Qualität der Arbeiten mit KI, und die Kreativleistung, die vor und nach der »Generations-Blackbox« erbracht werden muss.
Sehr deutliche Worte fand Svetlana Jakel im Panel »Die Wirtschaft kreativer KI«, in dem sie vor allem für die Rechte freier Illustrator:innen eintrat.
Dabei stellte sich außerdem heraus, dass wir für die Diskussion über künstliche Intelligenz differenzierte Fragen brauchen – etwa, ob es uns um die Erweiterung des kreativen Prozesses geht, eine Beschleunigung oder den reinen Output mit KI.
In einem anschließenden Panel »Claim your Rights« debattierten Kreative und Rechtsanwält:innen über die rechtliche Grundlage der Technologie.
Die Schriftstellerin Nina George riet Kreativen dazu, sich selbst innerhalb der Branchen zu organisieren, Leistungen zu katalogisieren und einen Kodex für den Umgang mit KI zu finden, der die Zeit bis zu juristischen und politischen Beschlüssen überbrücken soll.
Neben künstlicher Intelligenz drehten sich einige Programmpunkte um Nachhaltigkeit. Schön fasste es die dänische Designerin Veronica D´Souza in ihrem Vortrag »Crafting a desirable and sustainable future« zusammen, in dem sie zeigte, wie Design nachhaltige Produkte sichtbar machen kann.
Dabei formulierte sie das Ziel für nachhaltiges Design ganz einfach als »Move from need to want – make sustainability sexy.« Wenn das mal keine Aufgabe für Kreative ist!
Bild: Anne Kaiser Bild: Anne Kaiser
Source: PAGE online | 14 Mar 2024 | 7:30 am CET
Die FDP-Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann ist bekannt dafür, klare Worte zu finden. Ganz so wie die Kampagne von HeimatTBWA\ zur Europawahl, die auf ihre Angriffslust und auf ihre weißen Haare setzt. Aber auch auf Brecht? Ernsthaft?
Bereits Anfang Februar hat HeimatTBWA\ seine offensive Kampagne für die FDP-Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann gestartet und sie als »Eurofighterin« in die Europawahl geschickt. Bold und in Schwarzweiß und mit klarer Kante gegen die zögerliche Haltung des Bundeskanzlers in Bezug auf die militärische Unterstützung der Ukraine.
Gerade gestern hat sie mit vehementen Worten auf die Forderung von Papst Franziskus reagiert, dass die Ukraine mit Russland verhandeln solle, bevor es noch schlimmer würde.
Sie schäme sich als Katholikin, meinte Strack-Zimmermann, dass er es unterlasse, die verbale mörderische Hetze von Kyrill I., Vorsteher der Russisch-Orthodoxen Kirche und Ex-KGB-Agent, dem ukrainischen Volk gegenüber zu verurteilen.
So direkt, klar und kämpferisch wie ihre Worte es meistens sind, ist auch die Kampagne, für die HeimatTBWA\ jetzt neue Motive lieferte.
»Will nach Brüssel, um es sich unbequem zu machen«, steht darauf, »Schweigen ist skrupellos«. Oder auch »EU-Politik für Menschen. Nicht für Gurken«, ein Slogan, der erneut auf Humor setzt. Genau wie das Motiv der »Doppelspitze« im ersten Rollout, das Strack-Zimmermann gleich zweimal zeigte.
Auch in den neuen Motiven ist ihr Blick so herausfordernd wie eh und je, ihr Kragen aufgestellt und ihre Haltung angriffslustig – und dazu leuchten ihre weißen Haare. Typ erkennen und verstärken heißt das Prinzip bei Visagisten.
12.722 dokumentarische Fotos entstanden mit David Fischer heißt es. In den unterschiedlichsten Situationen und ohne Beauty Filter.
Und so duckt sich die Kampagne, ganz wie sie selbst, nicht vor ihrem Alter von 65 Jahren weg. Das ist natürlich toll. Aber muss sie dafür gleich als »Oma Courage« bezeichnet werden? Wem fällt dabei nicht sofort Bertolt Brechts berühmte »Mutter Courage« ein, deren Schicksal von der Sinnlosigkeit des Krieges erzählt und sich gegen Gier und eine kapitalistische Gesellschaft stemmt.
Die neuen Motive der FDP-Spitzenkandidatin für die Europawahl 2024 wurden heute von Christian Lindner und Generalsekretär Bijan Djir-Sarai vorgestellt. Vom 6. bis zum 9. Juni 2024 werden die Mitglieder des Europäischen Parlaments neu gewählt.
Marie-Agnes Strack-Zimmermann fordert weniger Regulierung und weniger Verbote und sagt von sich – auch das in ganz eigenem Ton: »Ich bin ein totaler Europafreak«.
Source: PAGE online | 12 Mar 2024 | 7:35 am CET
In der diesjährigen Kampagne des ADC Festivals feiert die Agentur Saint Elmo’s geniale Ideen und lässt fünf Kreative, die in den letzten Jahren vom Art Directors Club ausgezeichnet wurden, in ikonischer Albert-Einstein-Manier posieren.
Als Kreative die Kampagne für ein Festival zu gestalten, dass die Kreativität feiert – und auf das jede(r) Kreative schaut – ist sicherlich eine besonders herausfordernde Aufgabe.
Setzte Scholz & Friends im letzten Jahr dabei auf AI generierte Bilder und befand »Change the World with Creativity … or AI will do it for you«, wurde die diesjährige Kampagne von Saint Elmo’s München entwickelt, die sich im Rahmen eines Pitches gegen fünf Agenturen durchgesetzte.
Und anstatt in die Zukunft und in künstliche Welten blickt Saint Elmo’s zurück – und auf die Kreativen selbst.
Zurück auf Albert Einstein, dessen Relativitätstheorie die Welt veränderte und der, genervt von dem Medienrummel um ihn, an seinem 72. Geburtstag, den der Nobelpreisträger in Princeton feierte, dem Fotografen Arthur Sasse die Zunge herausstreckte.
Genie, Ausgelassenheit und Eigensinn verbinden sich auf diesem Schnappschuss, den Saint Elmo’s in den Mittelpunkt ihrer Kampagne stellte – und das ikonische Foto von fünf Kreativen nachstellen ließ, die stellvertretend für ihre Teams stehen, mit denen sie bereits beim ADC Festival gewannen.
Dazu gehört Sirena Martinelli, die 2020 »The Uncensored Libraby« veröffentlichte, einen von Reporter ohne Grenzen betriebenen Minecraft-Server, der mit einer digitalen Bibliothek politische Zensur umgeht. Oder Aisha Blackwell, die mit Serviceplan Campaign 2021 den legendären Penny-Spot »Der Wunsch« drehte, Ana Curbelor von Scholz & Friends, die mit dem »Tampon Book« den Kampf für steuerbefreite Monatshygiene unterstützten, Alexander Grapp, der mit dem Eco-Sneaker ekn, der »Designed in Bangladesh, made in Europe«, 2023 die Branche auf den Kopf stellte und Daniel Koller, der mit dem Flutwein 2021 einen ganz besonderen Spendenaufruf startete.
»Kreativität ist so viel mehr als nur bunte Bilder. Geniale Ideen können die Welt verändern«, sagt Matthias Harbeck, CCO Saint Elmo‘s und Vorstand ADC. Und dass sie die jungen Kreativen porträtieren, um die rebellische Kraft der Kreativität zu ehren und, dass die Kampagne nicht nur zum ADC Festival einlädt, sondern »zugleich Nachwuchskreative in unsere spannende Branche.«
Fotografiert von Markus Burke, ist die ADC Kampagne online, in Social Media, OOH, DOOH sowie auf der Website des Art Directors Club für Deutschland e.V. zu sehen.
Zusätzlich zu den plakatierten Stills, bringen animierte City Light Poster Bewegung in die Zunge.
Im Juni, wenn das ADC Festival vom 4.-7.6. im historischen Schuppen 52 am Hamburger Hafen stattfindet, wird die Kampagne vor Ort zu sehen sein.
Source: PAGE online | 12 Mar 2024 | 7:33 am CET
Die neue Schriftfamilie vom Berliner Typedesigner Hannes von Döhren versprüht den Reiz des Unvollkommenen.
Äußerlich mag die Serifenlose hier und da ein bisschen gurkig daherkommen, aber natürlich ist es eine perfekt gemachte Schrift, die Hannes von Döhren mit Unterstützung von Type- und Grafikdesigner Bernd Volmer gestaltet hat.
Zwölf Schnitte von ExtraLight bis Black und viel Charakter kennzeichnen Gurky Grotesque, die an alte Metalllettern erinnert und skurrile Unvollkommenheiten gegenüber glatten Kurven bevorzugt.
Die stärkeren Schnitte der Gurky Grotesque erregen Aufmerksamkeit und lenken den Blick auf die Buchstaben und ihre Details. Die leichteren Schnitte eignen sich auch für längere Texte – ohne dabei ihren Charakter zu verlieren.
Zu allen sechs Fetten zeichnete Hannes von Döhren passende Kursive. Ein kräftiger 18°-Winkel und Tweaks wie das einstöckige a, das schräge s oder das dynamische, dreistöckige g verleihen der Schriftfamilie eine noch energischere Tonalität.
Gurky Grotesque eignet sich fürs Branding, Packaging, Plakate und alle anderen Anwendungen, die kein Problem damit haben, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Sie verfügt über einen umfangreichen Zeichensatz, moderne OpenType-Features wie zum Beispiel verschiedene Ziffernarten und liegt auch als Variable Font mit der Achse Weight vor. Kaufen kann man Gurky Groesque direkt bei Hannes von Döhrens Foundry HvD Fonts, Einzelschnitte kosten je 50 Euro, alle 12 zusammen plus Variable Font 300 Euro.
Source: PAGE online | 12 Mar 2024 | 7:30 am CET
Formcentric bietet eine formularzentrierte Kommunikation. Dass das nicht so trocken sein muss, wie es sich anhört, zeigt das Branding von Convoy Interactive, das auf leuchtende Farben und fröhliche Details setzt – und auf ein umfassendes Icon-Set.
Formcentric ist eine Ausgründung der Softwarefirma Monday Consulting, setzt auf formularzentrierte Kommunikation und bietet dafür einen cloud-basierten All-in-One Webform-Builder »Made in Germany«.
Die Hamburger Digitalagentur Convoy Interactive, die wir bereits von dem dynamischen und farbstarken Website-Relaunch des weltberühmten Tanztheaters Wuppertal von Pina Bausch kennen, war schon früh in die Produktentwicklung miteinbezogen.
Sie unterstütze die Gründer bei Naming, Branding, UX/UI-Design, Icon Design, Illustration, Web-Development sowie bei der Umsetzung diverser Marketing- und Kommunikationsaufgaben.
Im Gegensatz zu den Kontaktformularen und komplexer Geschäftsprozesse und allem, was im Angebot von Formcentric dazwischen liegt, und das eher auf der trockenen Seite der Kommunikation, setzt Convoy Interactive auf ein farbenfrohes und ausgelassenes Design. Auf strahlendes Grün, leuchtenden Orange, auf sonniges Gelb oder sattes Violett.
Die Wort-Bild-Marke verbindet Formcentric mit einem Signet, das sich direkt aus dem Namen ableitet. Locker nimmt bereits der Name auf die Ausrichtung des Angebots auf Formulare Bezug. Und auch in der Logo-Gestaltung scheren die Kreativen aus und nehmen sich die schöne Freiheit, ganz auf ein abstrahiertes F zu setzen.
Das besteht nur noch aus zwei Querbalken und einem Punkt in den Grundtönen des Erscheinungsbildes Violett, Orange und Grün. Wie mit einem Schieberegler sind die Elemente in der Vertikalen ausgerichtet, sind verspielt und farbenfroh.
Die Ausgelassenheit zieht sich durch das gesamte Design, Weiß und Gelb kommen hinzu, große bunte Flächen, Wolken, Kreise, Pfeile, Sprechblasen oder Rädchen und vor allem auch ein umfangreiches Icon-Set. Dutzende von ihnen hat Convoy Interactive entwickelt, die Usability und den Flow unterstützten – und eine Welt aus Farben, Formen und weißen Linien sind.
Die reicht von Fragestellungen über Post, Formatierungen, zu Notizen, Charts, Verschlüsselungen, Highlights, Kalkulationen oder Darstellungsoptionen:
Auch die Typografie unterstützt das UI-Design. Convoy Interactive hat sich für Héctor Gatti’s Schrift Archivo entschieden, die gemeinsam mit dem Omnibus-Teamn entstand.
Durch ihren »technisch-reduzierten Look« passe sie gut zum Produkt, heißt es von den Kreativen, sei auch in kleinen Schriftgrößen gut am Screen lesbar – und darüber hinaus durch ergänzende Expanded- und Condensed-Schnitte sehr vielfältig einsetzbar.
Infografiken und Illustrationen kommen verstärkt in Marketing-Materialien wie der Produkt-Website zum Einsatz.
Und alle Elemente zusammengenommen, hat Convoy Interactive einen flexiblen Gestaltungsbaukasten entwickelt, der insbesondere auf digitale Anwendungsfälle ausgerichtet ist. Und der beweisen möchte, dass »auch B2B-Software (optisch) Spaß machen kann.« Und das gerne auch zeigen darf.
Source: PAGE online | 11 Mar 2024 | 7:35 am CET
Entschleunigung und weg von Trends. Der Beyond Tellerrand-Gründer spricht mit uns über seine Arbeit und sein Leben – und warum wir uns etwas weniger wichtig nehmen sollten.
Marc Thiele findet, dass wir alle mal etwas entschleunigen sollten, zum Beispiel bei der Konferenz beyond tellerrand, die er 2010 ins Leben gerufen hat und die seither spannende Akteure aus Tech und Design vorstellt.
Marc ist außerdem Podcast-Host und leidenschaftlicher Fotograf mit einer Schwäche für guten Kaffee. Mit PAGE teilt er die Liebe zum Design und die Freude daran, Kreative mit ganz unterschiedlichen Persönlichkeiten, Talenten und Spezialisierungen ins Gespräch miteinander zu bringen.
Was hat dich heute glücklich gemacht?
Meistens sind es die kleinen Dinge. Bevor ich mich an die Fragen gesetzt habe, hat es unerwartet in Berlin geschneit und später schien die Sonne. Das war traumhaft schön und eine unwiderstehliche Einladung, den Schreibtisch zu verlassen.
Welches Buch hast du zuletzt gelesen?
Ich bin leider jemand, der immer mehrere Bücher gleichzeitig liest. Einige schneller, andere langsamer. Sehr gut fand ich »The Creative Act: A Way of Being« von Rick Rubin. Motivierend und inspirierend.
Source: PAGE online | 11 Mar 2024 | 7:31 am CET
Das Global Leaders Institute ist eine hochkarätige Akademie, die mit Universitäten wie Harvard und Stanford einen MBA in Arts Innovation anbietet. Und das jetzt mit einer Identity von Podpunkt, die so komplex wie lyrisch ist – und wie in die Luft gemalt.
Die Harvard und die New York University, Stanford, die Orchestra of Americans Group und das Bard College sind nur einige der angesehenen Stätten, die gemeinsam mit dem Global Leaders Institute (GLI) mit Hauptsitz in Washington DC und mit Dependancen in Chile und Peru, einen MBA anbieten.
Und mit dem Standort Polen kommt auch das Branding Studio Podpunkt ins Spiel, das nicht nur Ökoprodukte und Vegan Food mit mitreißendem Grafikdesign in Szene setzt, sondern im letzten Jahr auch das Corporate Design ihrer Heimatstadt Warschau und auch das des Kunstmuseums Krakau neu gestaltet hat – und jetzt das Global Leaders Institute.
Dessen Executive MBA ist speziell auf Kunstschaffende zugeschnitten, die von einem Team aus 32 Nationen betreut werden, darunter Unternehmensgründer, Kuratoren, Konzertveranstalter und Produzenten, Tänzer, Regisseure, Künstler und Kulturpolitiker, Instrumentenbauer und Professoren.
Dieser kulturelle Background und der Verweis auf das Orchestra of the Americas, das zum Global Leaders Institute gehört und musikalische Talente fördert, zeigt sich in dem Corporate Design, das Podpunkt entwickelte.
Das neue Logo ist inspiriert von den Gesten eines Dirigenten und zeichnet die Bewegungen eines Taktstocks wieder, der das Tempo des Orchesters vorgibt.
Gleichzeitig erinnert es an Tinte, an Farbe und die Striche eines Pinsels und visualisiert zudem die globalen Verbindungen, die das Global Leaders Institute knüpft.
Das Logo zieht sich durch das gesamte Erscheinungsbild. Es schlängelt sich um Hand oder Kopf einer antiken Statue, bildet den Hintergrund für Instagram Posts, findet sich in verschiedener Farbigkeit auf Merchandise wie Pins oder Seidentüchern, ist in Animationen in Bewegung oder auf Bildboards wie ein Muster über Fotografien gelegt.
Mal wird es in seiner Ganzheit gezeigt, dann wie herangezoomt im Detail und gibt einem, ganz so wie auch das Global Leader Institute, die Möglichkeit, verschiedene Perspektiven einzunehmen und aus den unterschiedlichen Blickwinkeln Ideen zu entwickeln und das eigene Handeln einzuordnen.
Dieser Beitrag ist erstmals am 06.03.2024 erschienen.
Source: PAGE online | 11 Mar 2024 | 7:20 am CET
Klar, zeitlos und mit subtilen Tech-Vibes: Wir sprachen mit dem Berliner Typedesigner René Bieder, der für die VW Group einen modernen Customfont entwickelte.
Die Volkswagen Group (früher Volkswagen AG) ist der Konzern oder auch die Dachmarke, unter der alle Brands von Volkswagen vereint sind: Audi, Porsche, Skoda und eben auch Volkswagen und Volkswagen Financial Services. Das von MetaDesign entwickelte Branding für die Marke Volkswagen bleibt ebenso bestehen, wie die dazugehörige, von Hannes von Döhren entwickelte Schrift.
Neu ist jetzt die von Landor entworfene Identity für die Volkswagen Group und eben der dazu passende Customfont von René Bieder. Wir fragten den Typedesigner wie man an einen solchen Job kommt und was die typischen Merkmale der neuen Hausschrift mit dem Namen The Group sind.
Foto: Norman Posselt
Es ist ja nicht alltäglich, dass ein großer Konzern einen einzelnen Typedesigner mit der Entwicklung einer neuen Hausschrift beauftragt. Wie hat sich für dich diese Chance ergeben?
René Bieder: Anfang 2023 fragte mich Markus Blankenburg, Executive Creative Director bei Landor, ob ich Zeit und Lust hätte, ihm bei der Verfeinerung, beziehungsweise Interpretation eines Wortmarken-Konzepts für einen ihrer Kunden zu unterstützen. Die Arbeiten von Landor kannte ich, Markus allerdings noch nicht. Er kannte aber wiederum mich, beziehungsweise meine Arbeiten.
Es ging also zunächst gar nicht ums Typedesign?
Kurz nach der Sache mit der Logo Optimierung kam vom Landor Team dann noch die Anfrage für eine Exklusivschrift für diesen Kunden. Zu dem Zeitpunkt war dann auch klar, dass es um die Volkswagen Group geht.
Die Zeit für die Logo Optimierung war sehr knapp bemessen und fiel genau auf meinen Urlaub im Ausland. So konnte ich die Optimierung des Logos leider nicht übernehmen. Für die Exklusivschrift war aber mehr Zeit und Vorlauf eingeplant. Mit der Arbeit daran haben wir Anfang April 2023 begonnen.
Welche Schrift hatte die VW Group vorher eingesetzt?
Die Volkswagen AG ( so hieß das Unternehmen vor der Umbenennung zu Volkswagen Group) verwendete lange Zeit die Familie The Sans von Luc(as) de Groot. Zielsetzung des neuen Corporate Designs war, die Transformation der Volkswagen Group in ein neues Zeitalter der Mobilität zu visualisieren. Mit The Sans schien das nicht möglich zu sein.
Sie ist ohne Frage eine großartige Schrift, die sich über die letzten Jahrzehnte bewährt hat. Allerdings verkörpert sie eher traditionelle Werte. Landor und die Volkswagen Group waren hingegen auf der Suche nach einem Font, der mehr in Richtung Zukunft blickt.
Außerdem sollte eine Exklusivschrift intern für ein neues Gefühl der Zusammengehörigkeit sorgen. Immerhin sprechen wir von einem Unternehmen mit 600.000 Mitarbeitenden. Dafür war es unabdingbar sich von einer Retail Schrift zu trennen.
Hattest du ausschließlich mit Landor zu tun oder hast du deine Schrift auch VW selbst präsentiert?
Im Vergleich zu meinen bisherigen Erfahrungen waren die Präsentationen bei diesem Projekt tatsächlich sehr besonders. Das Team von VW war nämlich bei fast jeder Abstimmungsrunde involviert. Selbst die Präsentation des ersten Entwurfs fand nicht – wie sonst üblich – nur mit der Agentur per Video Call statt, sondern in der großen Runde mit Agentur und Kunde.
Und zwar an meinem Arbeitsplatz in der Werkstatt von Erik Spiekermann (p98a) in Berlin. Auch der Marketingchef von VW war bei größeren Entscheidungen vor Ort und hat sich bei besonders kritischen Buchstaben wiederum mit dem Vorstand von VW ausgetauscht. Es ist wirklich selten, dass sich ein Kunde so leidenschaftlich und konstruktiv bei der Entwicklung einer Exklusivschrift einbringt.
War diese enge Begleitung nicht auch ganz schön anstrengend?
Für mich sind Exklusivschriften wie Handschriften von Marken. Je mehr Input ich von den Menschen bekomme, die die Schrift am Ende nutzen und sich mit ihr identifizieren sollen, desto besser kann das Ergebnis werden. So traf das VW-Team beispielsweise Entscheidungen, die sich zwar vom grafischen Konzept entfernten, die Marke im täglichen Gebrauch aber besser widerspiegeln.
Das wäre ohne den regen Austausch zwischen dem VW-Team, Landor und mir nicht möglich gewesen.
»Es ist wirklich selten, dass sich ein Kunde so leidenschaftlich und konstruktiv bei der Entwicklung einer Exklusivschrift einbringt.«
René Bieder, Typedesigner Berlin
Hattest du Unterstützung bei der technischen Umsetzung, also der Produktion der Schrift?
Oh ja! Beim Mastering und Hinting habe ich mir Unterstützung von Christoph Koeberlin geholt. Das überlasse ich dem Spezialisten. Für Kerning und Spacing hatte ich Support von Igino Marini von iKern.
Und wer hat dir bei der Entwicklung der griechischen und kyrillischen Varianten der Schrift geholfen?
Das kam tatsächlich alles aus meiner Hand. Bei den griechischen und kyrillischen Skripten gibt es zum Glück genug Überschneidungen mit dem Latin Script, sodass ich das selbst erledigen konnte.
Bei der Schriftgestaltung hast du dich von dem von Landor überarbeiteten Logo inspirieren lassen. Wo zeigt sich das in den Buchstaben?
Da wir einen subtilen Future/Tech Vibe mit integrieren wollten – den das Logo schon hatte – lag es auf der Hand auch Merkmale davon mit in die Schrift einfließen zu lassen. Zum Beispiel finden sich die abgerundeten Eckelemente von O und G, der Mittelstrich vom K oder die Endungen von S und G in den Glyphen wieder.
»Exklusivschriften sind die Handschriften von Marken.«
René Bieder, Typedesigner Berlin
Wie würdest du The Group charakterisieren?
Ganz nüchtern betrachtet würde ich sie als eine futuristische Interpretation des Neo-Grotesk Genres beschreiben. Etwas emotionaler ausgedrückt verbindet sie die Klarheit und Zeitlosigkeit der Neo-Grotesk Schriften mit den Technologien der Zukunft.
Und wie ist sie ausgebaut?
Es gibt die beiden Headlineschnitte Light und Light Italic als Markenbotschafter. Sie kommen in großen Schriftgraden zum Einsatz, um die neuen Markenziele zu kommunizieren. Für kleinere Schriftgrößen habe ich eine platzsparende Text-Unterfamilie entwickelt. Und zwar in Regular, Medium und Bold plus passende Italics. Damit Zahlen optimal dargestellt werden, hat die Text-Familie standardmäßig tabellarische statt proportionale Ziffern.
Unterscheiden sich die Headline- und die Textvariante außer in der Laufweite?
Neben der breitere Laufweite, sind die Buchstabenformen in der Textvariante etwas schmaler gestaltet, um platzsparender und – im Bezug auf verwendeter Papiermenge – nachhaltiger zu sein.
Welche Buchstaben haben am meisten Probleme bereitet?
Probleme gab es keine, Diskussionen über bestimmte Buchstabenformen allerdings schon. Das kleine g zum Beispiel, sorgte für jede Menge Diskussionsstoff. Sollte es futuristischer und extravaganter, oder neutraler und zurückhaltender sein?
Das waren Fragen, die uns einige Tage beschäftigt haben. Gleiches gilt für die Gestaltung der Zahlen oder des versalen Eszett.
Es war schön zu erleben, wie das Team von VW, das zu Beginn des Projektes noch wenig Erfahrung mit der Gestaltung einzelner Buchstaben, geschweige denn einer ganzen Schrift hatte, im Verlauf des Prozesses leidenschaftlich für und gegen bestimmte Formen argumentierte. Die Identifizierung mit ihrer zukünftigen Schrift war in den Köpfen also bereits in vollem Gange.
Wird The Group schon angewendet?
Ja, die Schrift ist bereits auf der Website der Volkswagen Group, intern und in Präsentation im Einsatz.
Source: PAGE online | 11 Mar 2024 | 7:15 am CET
Wie der Mediendesigner Julian van Dieken zur LinkedIn Top Voice für KI wurde»Auf LinkedIn entsteht eine Diskussion in den Kommentaren, die ich bei anderen sozialen Medien vermisse«, sagt der Berliner Filmemacher und Designer Julian van Dieken. Aber erst mit seinem zunehmenden Interesse an KI entschied er sich, die Plattform als Hauptkanal zu nutzen.
Gerade bei diesem Thema seien X und Instagram nämlich heikel, da Bilder häufig ohne ihren Kontext weiterverbreitet würden. LinkedIn erschien ihm als gute Plattform, seine KI-Experimente zu teilen und mit anderen Kreativen in Kontakt zu treten.
Bevor er zu posten begann, sah er sich die Beiträge seiner Kontakte genauer an und notierte Ideen für seine eigenen Posts.
Besonders wichtig findet Julian van Dieken, die eigene Themennische genau zu definieren und Wissen zu teilen, anstatt einfach nur über seine Erfolge zu berichten. Er verknüpfte das aktuelle Thema KI mit seiner Expertise in der Pädagogik – eine Mischung, über die man so sonst selten auf LinkedIn liest. Damit spricht er sowohl Kreative als auch seine Zielgruppe im Bildungsbereich an, und sein Account gewann schnell an Follower:innen.
Seine Posts zeichnen sich durch einen unterhaltsamen Mix aus Storytelling, technischen Insights, spielerischen Designexperimenten, gesellschaftskritischen Beiträgen und Anekdoten aus dem pädagogischen Bereich aus. Die PostFrequenz variiert leicht und hängt davon ab, was gerade in der KISzene passiert und ob für ihn Events oder Vorträge anstehen.
Den Erfolg seiner Beiträge misst er vor allem in guten Kontakten und Gesprächen. »Die Analytics schaue ich mir nur selten an, damit ich meinen Content nicht davon abhängig mache, den Algorithmus zu bedienen«, so van Dieken. »Meine Zeit verbringe ich lieber damit, in meinen Posts den Mehrwert herauszuarbeiten und für meine Follower:innen aufzubereiten.«
Diese Strategie zahlte sich nach weniger als einem Jahr aus: Er wurde vom Redaktionsteam zur LinkedIn Top Voice fürs Thema KI ernannt. Diese Auszeichnung wird als kleiner Hinweis direkt unter dem Profilslogan angezeigt und signalisiert, dass ein Profil von LinkedIn für das Thema zertifiziert wurde.
Dies erhöht auch die Sichtbarkeit bei Suchanfragen. »Das gibt mir eine gewisse Glaubwürdigkeit«, sagt Julian van Dieken. »Gleichzeitig wird dadurch natürlich auch der Druck größer, guten Content zu liefern. Da muss man dann aufpassen, dass man den Spaß am Schreiben nicht verliert.«
Julian van Dieken
Mitgründer Waterkant Academy, Berlin. KI und Pädagogik, KI- und Medien- workshops für Unternehmen.
Dieser Beitrag ist erstmals am 06.03.2024 erschienen.
Fehler feiern ++ UX Design für KI ++ ENGLISH SPECIAL Andrea Trabucco-Campos ++ Icons fürs Branding ++ Corporate Design fürs Erzbistum Köln ++ Praxis: Hochschul-Labs ++ Praxis: Hochschul-Labs ++ Selfmarketing auf LinkedIn
Source: PAGE online | 11 Mar 2024 | 5:30 am CET
PAGE gefällt …: Illustrationen von Julius Maxim aus Frankfurt am Main/Berlin, der mit starken Konturen, fein und expressiv und für Medien weltweit, von Greenwashing oder Migration erzählt und auf Baseballfelder, zum Funkturm oder an den Strand führt.
Name Julius Maxim
Location Frankfurt am Main / Berlin
Start Seit ungefähr drei Jahren bin ich selbstständig. Ich habe an der HfG (Hochschule für Gestaltung) Offenbach mein Diplom gemacht.
Stil Ich habe ein bisschen unterschiedliche Stile, die sich teilweise aber auch mischen. Mein »normaler Zeichenstrich«-Stil wird von manchen als »etwas Comichaft« beschrieben, Konturen und Striche – für mich auch in Ordnung, ich liebe ja auch Comics und bin mit ihnen aufgewachsen. Manchmal zeichne ich aber auch mit weniger Konturen, flächiger, manchmal sehen meine Zeichnungen auch so ein bisschen so aus wie »digitale Linolschnitte«. Ich liebe es, mit Farben zu arbeiten und zu experimentieren – oft bin ich auf der Suche nach einer bestimmten Stimmung, die ein Bild vermitteln soll. Seit letztem Jahr fertige ich auch immer mal wieder Collagen für diverse Magazine an – das macht mir auch Spaß!
Lieblingsmotive Ich zeichne eigentlich fast alles sehr, sehr gerne! Aufgrund meines Stils werde ich allerdings oft eher für »düstere« Themen gebucht – Crime, Politik, Gesellschaft, Menschen, Sport – was ich alles auch echt gerne mache! Ich liebe aber auch alle anderen Themen.
Technik Ich arbeite mittlerweile komplett digital mit dem iPad und Procreate – so komme ich im schnellen Arbeitsalltag am besten zurecht. Privat zeichne ich aber natürlich nach wie vor analog mit Papier und Bleistift. Ich liebe auch die Druckgrafik, hier sind der Linolschnitt und die Radierung meine Lieblingstechniken.
Inspiration Ich ziehe sie aus allem, aus Medien, Musik, Filmen – aber vor allem auch aus dem Beobachten der Menschen auf der Straße.
Kunden Ich habe schon für über 50 verschiedene Kunden gearbeitet, zunehmend auch international: Mother Jones Magazine, Politico, ZDF, Die Zeit, Der Spiegel, Stern, Le Temps, Nike, Red Bull, Het Financieele Dagblad, Jacobin, 11Freunde, Ströer, Der Freitag oder für die Berliner Zeitung
Agent:in Keinen Agent/in – ich mache alles selbst!
Source: PAGE online | 8 Mar 2024 | 7:35 am CET
Source: Stellenangebote, Jobs in Deutschland, Arbeit - Careerjet | 30 Jul 2020 | 9:59 am CEST
Source: Stellenangebote, Jobs in Deutschland, Arbeit - Careerjet | 30 Jul 2020 | 9:59 am CEST
Source: Stellenangebote, Jobs in Deutschland, Arbeit - Careerjet | 30 Jul 2020 | 9:59 am CEST
Source: Stellenangebote, Jobs in Deutschland, Arbeit - Careerjet | 30 Jul 2020 | 9:57 am CEST
Source: Stellenangebote, Jobs in Deutschland, Arbeit - Careerjet | 30 Jul 2020 | 9:55 am CEST
Source: Stellenangebote, Jobs in Deutschland, Arbeit - Careerjet | 30 Jul 2020 | 9:53 am CEST
Source: Stellenangebote, Jobs in Deutschland, Arbeit - Careerjet | 30 Jul 2020 | 9:52 am CEST
Source: Stellenangebote, Jobs in Deutschland, Arbeit - Careerjet | 30 Jul 2020 | 9:52 am CEST
Source: Stellenangebote, Jobs in Deutschland, Arbeit - Careerjet | 30 Jul 2020 | 9:51 am CEST
Source: Stellenangebote, Jobs in Deutschland, Arbeit - Careerjet | 30 Jul 2020 | 9:51 am CEST
Source: Stellenangebote, Jobs in Deutschland, Arbeit - Careerjet | 30 Jul 2020 | 9:50 am CEST
Source: Stellenangebote, Jobs in Deutschland, Arbeit - Careerjet | 30 Jul 2020 | 9:44 am CEST
Source: Stellenangebote, Jobs in Deutschland, Arbeit - Careerjet | 30 Jul 2020 | 9:43 am CEST
Source: Stellenangebote, Jobs in Deutschland, Arbeit - Careerjet | 30 Jul 2020 | 9:36 am CEST
Source: Stellenangebote, Jobs in Deutschland, Arbeit - Careerjet | 30 Jul 2020 | 9:19 am CEST
Source: Stellenangebote, Jobs in Deutschland, Arbeit - Careerjet | 30 Jul 2020 | 9:11 am CEST
Source: Stellenangebote, Jobs in Deutschland, Arbeit - Careerjet | 30 Jul 2020 | 9:08 am CEST
Source: Stellenangebote, Jobs in Deutschland, Arbeit - Careerjet | 30 Jul 2020 | 9:04 am CEST
Source: Stellenangebote, Jobs in Deutschland, Arbeit - Careerjet | 30 Jul 2020 | 9:02 am CEST
Source: Stellenangebote, Jobs in Deutschland, Arbeit - Careerjet | 30 Jul 2020 | 12:12 am CEST
Source: Stellenangebote, Jobs in Deutschland, Arbeit - Careerjet | 29 Jul 2020 | 9:58 am CEST
Source: Stellenangebote, Jobs in Deutschland, Arbeit - Careerjet | 29 Jul 2020 | 9:53 am CEST
Source: Stellenangebote, Jobs in Deutschland, Arbeit - Careerjet | 29 Jul 2020 | 9:49 am CEST
Source: Stellenangebote, Jobs in Deutschland, Arbeit - Careerjet | 29 Jul 2020 | 9:44 am CEST
Source: Stellenangebote, Jobs in Deutschland, Arbeit - Careerjet | 29 Jul 2020 | 9:43 am CEST
Source: Stellenangebote, Jobs in Deutschland, Arbeit - Careerjet | 29 Jul 2020 | 9:21 am CEST
Source: Stellenangebote, Jobs in Deutschland, Arbeit - Careerjet | 29 Jul 2020 | 9:17 am CEST
Source: Stellenangebote, Jobs in Deutschland, Arbeit - Careerjet | 29 Jul 2020 | 9:14 am CEST
Source: Stellenangebote, Jobs in Deutschland, Arbeit - Careerjet | 28 Jul 2020 | 9:51 am CEST
Source: Stellenangebote, Jobs in Deutschland, Arbeit - Careerjet | 28 Jul 2020 | 9:46 am CEST
Source: Stellenangebote, Jobs in Deutschland, Arbeit - Careerjet | 26 Jul 2020 | 9:24 am CEST
Source: Stellenangebote, Jobs in Deutschland, Arbeit - Careerjet | 26 Jul 2020 | 9:18 am CEST
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